Das Anti-Diskriminierungsgesetz was leider nicht kamm

  • Es sollte ohne weiteres möglich sein, Diskriminierung aufgrund eines bestimmten Gewichts zu verbieten. Allerdings würde sich die Regierung damit ins eigene Fleisch schneiden, könnten sie dann doch nicht mehr verhindern, daß auch "beleibtere" Menschen Beamte werden :rolleyes:
    Ich würde es aber für angebracht halten. Somit wäre denjenigen Chefs ein Riegel vorgeschoben, die Leute nicht einstellen wollen, weil sie nicht das "richtige Aussehen" haben, wie zB in Fitneßstudios oder beim Asitoaster, auch in der Kosmetik- und Bekleidungsbranche...
    Solange die Regierung sich aber noch nicht mal bei dem Thema Altersdiskriminierung durchsetzen kann, seh ich für Gewichtsdiskriminierung eher schwarz. ;)


    Liebe Grüße
    Dani

    Dress for the body you have RIGHT now. There is nothing wrong with you right now, and there is sure as heck no reason to wait to look good. Get up, get dressed and face the world and then do it again tomorrow. (Malia Anderson)

  • Ich denke, das Problem daß es Diskriminierung in einer Gesellschaft gibt, kann man nicht durch ein Gesetz beheben. Selbst wenn es ein solches Gesetz geben würde, so wäre das Problem doch immer noch: wie will man beweisen, daß man aufgrund seines Geschlechtes, Hautfarbe o.ä. an irgedneiner Stelle diskriminiert wurde? Mal davon abgesehen finde ich persönlich es irgendwie albern zu fordern, daß in ein evtl. Anti-Diskriminierungsgesetz auch ein Passus über 'Übergewichtige Menschen' eingefügt werden sollte.

  • Das sehe ich eher wie Herta: Toleranz oder Akzeptanz lässt sich nicht per Gesetz erzwingen. Was man achtet, was einem wichtig ist, was man ablehnt - das kann keiner vorschreiben. Ein Beispiel: Die Gleichstellung homosexueller Lebensgemeinschaften. Eine gute Idee, wie ich finde. Aber damit wurde nur die (relative und sicher noch verbesserungsfähige) Gleichstellung VOR DEM GESETZ erreicht. Aber hat dadurch irgendwer, der vorher Schule und Lesben verachtet hat, seine Meinung geändert? So viel moralische Autorität traue ich der Bundesregierung mit Verlaub nicht zu... Wer Homosexualität ablehnt, ändert seine Meinung nicht wegen dieses Gesetzes. Er protestiert dagegen.

  • Sicher kann man Toleranz nicht per Gesetz einfordern - aber geht es immer darum? Es kann auch manchmal reichen, wenn das Gesetz etwas schützt. Und wenn ich dann diskriminiert werde, habe ich doch wenigstens die Möglichkeit, etwas dagegen zu unternehmen. Und ja - es wird schon darüber entschieden, ob jemand diskriminiert wurde oder nicht, nur vielleicht nicht immer im Sinne des Betroffenen.


    Wenn ich mich z B als soziale Randgruppe immer auf die Toleranz meiner Mitmenschen verlassen müsste, na dann, gute Nacht.....Manchmal braucht es eben eine Gesetzesgrundlage, damit ich mich gegen Intoleranz wenigstens wehren kann. Und das halte ich schon für nötig.


    Ein Gesetz, dass es zB verbietet, dass Frauen vergewaltigt werden dürfen, führt auch nicht zwangsläufig zu weniger Vergewaltigungen. Aber stellt euch doch bitte nur mal vor, wie es wäre, wenn es das Gesetz gar nicht GÄBE. Da müsste ich als Frau auch noch darauf verzichten, einen Vergewaltiger anzuzeigen. Das kann es ja wohl nicht sein.


    Vielleicht sollte man "Toleranz" und "Gesetz" entkoppeln. Keine Gefühlslage oder Weltsicht ist verordnungsfähig, aber jemand, der mir Schaden zufügt, nur weil ich nicht in sein Weltbild passe, der sollte schon von der Justiz verfolgt werden können, wenn ich das für nötig halte.


    Wie dann im Einzelnen entschieden wird, ist ja noch eine ganz andere Sache. Gerechter wird die Welt so oder so nicht unbedingt.


    Jenkins

  • Das ist alles schön und gut, aber praktisch absolut nicht anwendbar bzw. wenn es angewendet wird, wird es ein Schuß ins Knie.


    Nehmen wir mal an, daß sich ein minderwertigkeitskomplexbeladener Angehöriger einer Randgruppe (völlig egal welcher) in den Kopf gesetzt hat, daß er diskriminiert worden ist.
    Er geht also hin und verklagt die böse böse Firma, die ihn hat abblitzen lassen. Wenn der Kläger keine eindeutigen Beweise wie z.B. aus der Firma geschmuggelte Arbeitsanweisungen vorlegen kann, läuft der ganze Schaden auf eine Ermessensentscheidung hinaus, die sich durch alle Instanzen ziehen kann.
    Geld wird es die Firma auf jeden Fall kosten. Wenn die Firma nicht auch noch die wertvolle Zeit ihrer Juristen hinterherschmeißen will, wird sie vielleicht lieber stillschweigend eine Abfindung zahlen. Geld ist Geld, egal wohin es letzendlich fließt.
    Und wenn dann der erste Paranoiker entschädigt worden ist, werden ihm unzählige Abzocker folgen, für die das ganze nichts weiter als eine willkommene Geldquelle darstellt. Was ist einfacher als sich irgendwo zu bewerben und abgelehnt zu werden?


    Das ist sogar noch einfacher und schmerzloser als in Amerika mit einem Becher heißen Kaffee seine Fortpflanzungsfähigkeit zu gefährden und dafür ein paar Millionen einzustreichen.


    Das, was vielleicht gut gemeint ist und helfen soll, wird durch geldgeile Vollidioten dermaßen verwässert werden, daß die wirklich Geschädigten in der Menge der Betrüger untergehen.


    Da ziehe ich doch lieber zu einer Firma weiter, die meine Arbeitskraft zu schätzen weiß, anstatt mich auf dem Arbeitsmarkt komplett unmöglich zu machen.
    Oder glaubst Du, Personalchefs werden sich die aktuellen Urteile nicht ansehen und mit ihren Bewerbern abgleichen?


    Michaela

  • Zitat von Jenkins

    Es kann auch manchmal reichen, wenn das Gesetz etwas schützt.

    Ich glaube, ich würde mich als Angehörige einer schutzbedürftigen Randgruppe nicht besonders wohlführen. "Besonderer Schutz" impliziert ja auch immer "besondere Schwäche".

    Zitat

    Ein Gesetz, dass es zB verbietet, dass Frauen vergewaltigt werden dürfen, führt auch nicht zwangsläufig zu weniger Vergewaltigungen.

    Zumindest theoretisch ist eine solche Straftat allerdings auch relativ gut zu definieren: Ein Mann setzt sich über das deutlich artikulierte Nein einer Frau hinweg. Das kann man greifen, auch wenn mir klar ist, dass der Bewis nicht immer leicht ist.

    Diskriminierung aufgrund Deiner Figur ist nicht ganz so leicht greifbar. Dazu müsstest Du schon in den Kopf des beklagten Personalchefs reinschauen. Und hey: Vielleicht ist dem noch nicht mal selbst bewusst geworden, dass er "dick" mit "faul, krank und leistungsunwillig" gleichsetzt und sich deshalb, in seinen eigenen Augen intuitiv und nach Gefühl für den schlanken Bewerber gleicher Qualifikation entschieden hat.

    Ich halte ein solches Gesetz unter jusristischen Gesichtspunkten also für wenig sinnvoll und erfolgversprechend. Und ich traue ihm auch keine große Signalwirkung zu. (s.o.) Sorry.

  • Sorry aber in meinen Augen ist das ADG der ganz grosse Schwachsinn. Gegen die normalen Diskriminierungen (Geschlecht, Religion, Hautfarbe) haben wir Gesetze genug, andere Dinge sind zu schwammig als das sie in Gesetze gegossen werden sollten (I.e. könnten wir wohl keinen Kommunisten anstellen in unserer Firma) Es sind dabei nicht mal die Leute die sich gekränkt fühlen, mit denen kann man sich oft einigen, es sind die Kriminellen die das Gesetz bewust missbrauchen.

    Ja, gibt es bereits. Leute die sich unklar (nicht geschlechtsneutral) beschriebene Stellenanzeigen suchen, sich dort bewerben und bei Ablehnung dann klagen. Ein Krankenpfleger macht das z.B. auf Stellen beim Gynäkologen. Er ist gerade so eben qualifiziert (Theoretisch) aber so lange raus/schlecht das der Arzt ihn garantiert nicht nehmen wird.

    Auch in meinem Beruf laufen solche Leutchen rum, Minesweeper Certified Solitär Expert Wisch (MCSE) in der Tasche, bewerben sich als Admin, fallen natürlich durch und klagen dann (Der aktuelle behauptet Diskriminierung wg. Ausländer - Von drei Leutchen in der Bewerbungskommission war einer Beutedeutscher d.h. Türke mit dt. Pass) Klage läuft noch und kostet Geld

  • Na ja, mal abgesehen von den Extrembeispielen, die Westfale hier nennt, gibt es mit Sicherheit einige Fälle, wo wirklich Vorurteile gegenüber bestimmten Gruppen die Entscheidung bestimmen. Aber MeiersJulchen hat vollkommen recht: Beweise erst einmal, dass Du diskriminiert wurdest. Das ist immer noch ein freies Land, und ein Personalchef bezieht neben den fachlichen Qualifikationen auch persönliche Eigenschaften mit in die Personalentscheidung ein - da musst Du erst einmal überzeugend darlegen, dass dort Deine Religion, Hautfarbe, Gewicht oder was auch immer ausschlaggebend war, und nicht irgendwas anderes.


    Außerdem kann es Vorurteile gegen die verschiedensten Dinge geben, gegen Punks, gegen Kleintierzüchter, gegen Leute, die in Hochhäusern wohnen, gegen bärtige Männer, gegen Frauen mit Dauerwelle, gegen Ex-Häftlinge usw. usw.


    Wenn man jetzt für alle, die irgendeine diskriminierungs-taugliche Gruppenzugehörigkeit aufweisen, ein Antidiskriminierungspassus im Gesetzt verankern wollte, dann dürften in Zukunft keine Menschen mehr Personalentscheidungen treffen. Denn seid doch mal ganz ehrlich, jeder Mensch hat Vorurteile. Jeder legt sich im Kopf ein Bild des anderen fest, abhängig vom ersten Eindruck, den man vom anderen hat. Und jetzt soll mal einer festlegen, wo die Grenzen zwischen erstem Eindruck, Intuition bzw. Menschenkenntnis, Vorurteil und Diskriminierung zu ziehen sind.


    Erst wenn Computer anhand festgelegter Algorithmen Personalentscheidungen treffen, können Diskriminierungen eindeutig belegt werden.

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