Mobbing in der Schule

  • Meine Tochter ist 7 und geht in die 2. Klasse der Grundschule. Sie ist kräftig gebaut, aber nicht dick. Sie isst genauso gerne wie ich, aber da sie viel Sport treibt (Taekwondo, Voltigieren, Reiten) setzt es nicht an.


    Heute hat sie mir erzählt, dass einige Jungs in der Klasse sie als "dick" verspotten.
    Ich kann euch gar nicht sagen, wie mich das getroffen hat. Ich habe das selbst erlebt, und das gehört mit zu meinen schlimmsten Erinnerungen, schlimmer noch als der sexuelle Missbrauch.
    Auch ich wurde verspottet, als ich noch gar nicht dick war. Nur halt kräftiger als die anderen.
    Es folgte eine lange Reihe von Abnehmversuchen, die fast alle in noch mehr Gewicht und auch in der Bulimie endeten. Das einzige, was dauerhaft geholfen hat, war ein ärztlich verordnetes "Bootcamp" für Dicke, wo ich in 6 Wochen 12 Kilo verloren habe. Da dieses Programm derart traumatisch, respektlos und entsetzlich war, möchte ich so etwas meinen Kindern nie zumuten.
    Heute hatte ich das erste Mal richtig Angst um mein Kind. Sie ist so ein wunderbares, bildschönes, fröhliches und sportliches Kind.


    Die Aussicht, dass diese blöden Jungs und auch ihre Freundin, die von ihrem Vater als zu dick befunden (stimmt nicht) und mit Hungerkuren getrietzt wird, mein Kind in die gleiche Traurige Karriere aus Selbstzweifeln, Selbsthaß und Eßstörungen treiben könnten, macht mich fast krank vor Wut, Angst, ja auch Hass. Hass auf diese Gesellschaft, die sich anmaßt, ein Kind danach zu beurteilen, ob es in die Norm passt, und nicht, ob es gesund/sportlich/aktiv/nett ist.


    Ich habe mit ihre ausführlich darüber gesprochen, habe auch von Eßstörungen erzählt und ihr gesagt, dass sie ein wunderbares Kind ist.


    Habt Ihr ähnliches mit Euren Kindern erlebt? Wie geht ihr damit um?
    Ich habe das Gefühl, dass mich selbst niemand mehr treffen kann, dafür bin ich zu stark. Aber über mein Kind bin ich sehr verwundbar.

  • hi,


    hab keine kids, in der schule bei mir direkt in meiner klasse war es o.k., war ich integriert, aber die anderen.


    sprich doch mal die lehrerin an, dass evtl. an der gesamten schule das thema mobbing mal in den unterricht integriert wird.


    liebe grüße
    zegge

  • Hi Zegge,
    ich habe mit der Lehrerin schon mal aus anderen Gründen (Gewalt auf dem Schulhof) über das Thema gesprochen und sie und auch den Direktor gefragt, ob man nicht mal über das Thema sprechen oder einen Projekttag machen könnte.
    Die Religionslehrerin hat letzt mit den Kindern im Unterricht Handlesen geübt, und ich habe angeregt, statt Handlesen, was ja gar nix mit katholischer Religion zu tun hat, über das Thema Mobbing zu sprechen.


    Der Direktor hat mich aus seinem Büro rausgeworfen mit der Aussage, an seiner Schule gäbe es kein Mobbingproblem, und die Lehrerin hat gemeint, sie möchte das nicht in der KLasse ansprechen, weil sonst Schüler, die bis dato nichts mit Mobbing zu tun hatten, auf dumme Ideen kommen.
    Irgendwie kommt von da keine Hilfe. Mein Mann hat gestern angekündigt, dass er, wenn das das nächste Mal passiert, in der Schule aufläuft und da einen Riesen-Rabatz macht.
    Vielleicht hilft das, weil er lässt sich bestimmt nicht aus einem Büro werfen oder abwimmeln.

  • Hallo BlonderEngel,


    ich kann deine Angst total nachvollziehen, obwohl ich (noch) keine Kinder habe. Mein eigene Mobbingerfahrung und der Weg in die Selbstakzeptanz war wirklich schwer. Ich würde fast alles tun um meine Kinder nicht diese schlimme Erfahrung machen zu lassen. Das Problem ist ja, dass man die Umgebung der Kinder nicht kontrollieren kann. Du kannst im schlimmsten Fall nur dein Kind stark machen gegen Mobbing. Meine Eltern haben das versucht, aber spätestens mit der Pubertät haben die Eltern einfach nicht mehr so viel Zugang zum Kind und da wird es wohl am schwierigsten.


    Es ist auch wirklich übel, dass die Schule deiner Tochter so abweisend reagiert hat. Vielleicht kannst du ja mal versuchen dich mit anderen Eltern kurz zu schließen oder das am Elternsprechtag anzusprechen. Ich hoffe nur, dass es dann nicht auf dich zurückfällt. Leider sehe ich vor meinem geistigen Auge schon die Eltern, die statt Mobbing zuzugeben ein Problem in deiner/eurer Lebensweise sehen. Irgendwie bin ich da sehr zynisch geworden.

  • Glaub das hat nichts mit "zynisch geworden" zu tun, das liegt einfach an diesen ganzen überMüttern für die klar ihr eigenes Kind der Engel auf Erden ist, was man irgendwo ja verstehen kann...


    Hat deine Tochter durch den Sport keine anderen Kontakte an die sie sich mehr halten kann? Auch auf dem Schulhof? Ich mein wenn sie in dem punkt einen festen Kreis an Freunden hat, dürfte ihr dieses gelaber von irgendwelch dummen Kindern aufm Schulhof ja nicht sooo nahe gehen, klar ärgert sie sich, aber solang sie sich abwenden kann..?


    und mal ganz ehrlich, wenn die Schule schon so reagiert... wie wärs mit einer anderen Schule?


  • Der Direktor hat mich aus seinem Büro rausgeworfen mit der Aussage, an seiner Schule gäbe es kein Mobbingproblem, und die Lehrerin hat gemeint, sie möchte das nicht in der KLasse ansprechen, weil sonst Schüler, die bis dato nichts mit Mobbing zu tun hatten, auf dumme Ideen kommen.


    Sorry, blonder Engel, aber DAS kann glauben wer will.
    Gerade in der Grundschule tobt der Mob. Da treffen wohlerzogene und liebe Kinder auf völlig unerzogene Rotzlöffel, die keine Grenzen kennen und wenn man ganz großes Pech hat, dann darf man sich obendrein mit den dazugehörigen und meist noch schlimmeren Elementen von Eltern herumplagen.


    Wie Du die Lehrer da wachrütteln kannst? Ganz einfach: bitte um Einsicht in die aktuelle Qualitätsanalyse der Schule. Laß Dir das Kapitel zeigen in dem das Konzept aufgeführt ist, wie die Schule mit Problemfällen umgeht.
    Die Frage nach der Qualitätsanalyse wird sicherlich mit Verwunderung von der Schule zur Kenntnis genommen werden, aber Du wirst definitiv die Aufmerksamkeit der Herrschaften haben. Wenn Sie es Dir freiwillig zeigen, guck Dir das Ding an und stelle unbequeme Fragen, wenn Dir die Konzepte nicht schlüssig sind.


    Letztlich ist das natürlich alles eine Frage der Verhältnismäßigkeit wann man welche Keule schwingen läßt, aber wenn die Schule sich bockig anstellt kann ich aus Erfahrung sagen, daß die Formulierung "das Schulamt einschalten" wahre Wunder bewirkt.


    Sich nicht mit Mobbing in einer (Grund-)Schule zu beschäftigen ist fahrlässig und zeugt nur von der konsequenten Anwendung der "Vogel-Strauß-Taktik". Die weiterführenden Schulen würden sich über angewandte Anti-Mobbing-Programme in Grundschulen freuen.


    Generell kannst Du darum bitten einen Tag in der Schule hospitieren zu können. Da kannst Du Dir einen persönlichen Überblick verschaffen. Soetwas wäre jetzt nicht mein Ding, aber das kann ja jeder für sich selbst entscheiden. Es ist immer richtig sich einzusetzen, wenn offensichtlich etwas falsch läuft.


    Fakt ist: Du mußt die Lehrerin schon auf Deiner Seite haben, sonst nützt das alles nichts. Wenn Deine Tochter leidet, dann muß sich die Lehrerin kümmern. Sie kann Dich/Euch mit den Problemen nicht alleine im Regen stehen lassen. Nicht locker lassen!

  • Ja, mein Gefühl ist auch, dass gerade in der Grundschule der Mob tobt. Und oft denke ich, dass es den Eltern sch.... egal ist.
    Mein Tochter wurde auch schon als Hure betitelt und mit der Aufforderung "Fick Dich" bedacht.
    Und jetzt die Beschimpfung als dick.
    Die Grundschule hat etliche Programme gegen Mobbing, und deswegen hat der Direktor gemeint, es gäbe an seiner Schule kein Mobbingproblem, weil es eben bereits Programme dagegen gibt.

  • Schön, daß es die Programme gibt - gute Ausgangsposition.
    Aber erst die Qualitätsanalyse wird Dir zeigen, ob diese Programme auch in den Schulalltag integriert sind und gelebt werden. Die Schule muß die Absolvierung der Programme nachweisen können. Verpflichtung externer Seminarleiter, Fortbildungen von einzelnen Lehrern, Theaterstücke zum Thema Mobbing, die Palette ist vielfältig, wie eine Schule nachweisen muß, daß sie aktiv ist.


    Die Lehrerin kann und darf die Probleme nicht ignorieren. Wenn sie weiter Deine Beschwerden ignoriert, dann mußt Du halt eine andere Gangart wählen. Glaub mir, wenn Du die Schule in Zugzwang setzt, wirst du definitiv etwas bewirken. Wenn Dir keiner hilft, dann liegt das Problem an Deiner eigenen Vorgehensweise.

  • Für meine ältere Tochter ist das Alltag, dass sie mit Beleidigungen und allen möglichen Spitznamen bedacht wird. Kinder sind da sehr einfallsreich. Sie ist jetzt in der 5.Klasse und es war auch schon in der Grundschule so.
    Sie sagt dass ihr das total egal ist, was ich nicht so ganz glaube,aber sie geht gerne in die Schule und hat auch viele Freundinen mit denen sie die Freizeit verbringt und ständig telefoniert. Also eine Außenseiterin ist sie nicht,im Gegenteil, sie steht gerne im Mittelpunkt und ist auch nicht auf den Mund gefallen und manchmal ganz schön vorlaut.
    Mir fällt es schwer sie als Mobbingopfer zu sehen,ich denke sie teilt auch selbst aus. Dass es ein dickes Kind nicht immer leicht hat, weiß ich aus eigener Erfahrung. Kinder sind da nicht zurückhaltend was Äußerungen über Äußerlichkeiten betrifft.
    Ich glaube nur,dass ich daran nichts änderen kann und meine Tochter auch nicht will, dass ich mich einmische und mit den Lehrern rede oder mit den Eltern von dem Jungen, der mein Töchterchen immer als " Double Whopper " betitelt. Sie sagt auch das wäre nur Spaß und ihr macht das nichts aus. Dick zu sein macht ihr ( angeblich) auch nichts aus. Abnehmen ? Warum ? Nein das will sie nicht.
    Diese Einstellung hat sie nicht von mir, sondern von ihrem Papa. Dem macht auch nichts irgendwas aus.
    Ich war als Kind empfindlicher und habe mir auch kleine Beleidigungen zu Herzen genommen und abnehmen wollte ich immer. Ich bin aber froh, wenn meine Tochter da anders ist und wenn ich wirklich den Eindruck hätte dass sie unter mobbing leidet ,würde ich ihr auf jeden Fall auch helfen.

  • Darf ich fragen wie groß und schwer deine Tochter ist? Ich nehme an in der 5. Klasse ist sie ca. 12 Jahre genau wie mein Patenkind. Die wird auch oft in der Schule geärgert leider. Aber mittlerweile ist ihr ein dickes Fell gewachsen. Ihr ist es egal sie ist gerne dick und hat ein eine dicke beste Freundin! Ist ca 145 cm groß und hat gut 105 kg

  • 145 cm und 105 kg mit 12 finde ich aber schon :eek:


    Mein jüngstes Kind ist 10, kommt jetzt im Sommer in die 5. Klasse, ist 150cm groß und wiegt 57 kg. Und das ist schon sehr moppelig. Normale Klamotten kaufen kaum möglich, wir weichen immer auf die X-Größen bei H&M und C&A aus.


    Gemobbt wird dieses Kind in der Schule allerdings nicht, bis auf die "normalen", allgemeinen Zickereien untereinander.
    Die Schule achtet allerdings auch extrem penibel auf sowas.


    Wie das dann jetzt auf der weiterführenden Schule sein wird, bleibt abzuwarten.

    Theorie ist: Wissen wie etwas funktioniert aber es geht nicht
    Praxis ist: Es funktioniert und keiner weiß warum

  • Meine Tochter ist 7 Jahre alt, 134 cm groß und wiegt 31 Kilo. Meiner Meinung nach ist sie genau richtig. Ihre beste Freundin hat ungefähr ihre Statur. Sie gehen zusammen 2-3 mal in der Woche zum Taekwando und sind ziemlich durchtrainiert. Ich bin oft erstaunt, wie muskulös meine Tochter ist.
    In ihrer Klasse sind halt fast nur sehr dünne und fragile Mädchen (bis auf 3: meine Tochter und noch 2), und das sticht sie heraus. Ich finde, dass meine Tochter ein sehr schönes Mädchen ist und könnte mich furchtbar aufregen, wenn ihr wiedermal jemand irgend einen Sch... hinterher schreit.
    Sie hat eine Fruktose- Intoleranz und manchmal einen aufgeblähten Bauch, und manchmal nicht. Wenn der Bauch nicht aufgebläht ist, passt sie wunderbar in ihre Klamotten rein. Wenn sie was Falsches erwischt und der Bauch sich aufbläht, haben wir manchmal schon ein Problem, die Hose zuzubekommen.

  • @ Dirpi


    Ja, das magst Du recht haben. Ich war halt schon ein paarmal wegen anderer Dinge vorstellig und habe jedes mal auf Granit gebissen, und mag schon gar nicht mehr hingehen. Manchmal habe ich das Gefühl, ich schade meinem Kind mehr, wenn ich immer dort in der Schule auflaufe und ein Fass aufmache. Ich bin kein Mensch, der sich gerne streitet, eher harmoniesüchtig. Aber vielleicht hast Du recht und ich muss eine andere Gangart wählen. Das fällt mir ganz schön schwer.

  • Das glaube ich Dir gern. Ich stehe auf dem Standpunkt, daß man immer erstmal reden und die Sachlage schildern sollte, aber wenn sich dann so gar nichts tut, dann muß man einfach andere Wege wählen.
    In der Grundschule (beim ersten Kind) habe ich mir vieles (viel zu vieles) gefallen lassen. Ich glaubte, daß sich wohl gekümmert wird wenn ich "mal" etwas sage, denn ich habe ja nie etwas gesagt.


    Bei unserem zweiten Kind habe ich bei einem Schulfreund unseres Sohnes beobachten können, daß die Mutter ohne Rücksicht auf Verluste ihre Rechte durchgesetzt hat. Untätigkeit der Schule nach wiederholten Aufforderungen quittierte sie mit einem Gespräch mit dem Schulamt. Ich habe sie irgendwann mal gefragt: "Hast Du keine Angst, daß dein Sohn die Konsequenzen für dein energisches Vorgehen trägt?" Daraufhin sagte sie mir nur: "Nein, dann haue ich denen dermaßen Mobbing und Rachsucht für mein Vorgehen gegen die Schule um die Ohren, daß das Schulamt eine Steilvorlage bekommt."
    Ungelogen: den Jungen haben sie förmlich durch die Schule gelobt. Bloß keinen Ärger heraufbeschwören schien da die Devise zu sein.


    Es kam der Tag X dann auch bei uns. Mein Sohn wurde von einem älteren Klassenkameraden verprügelt. Es gab dann ein Hin und Her und ich durfte mir Sprüche seitens der Rektorin anhören wie: "Muß Ihr Sohn denn auch unbedingt eine Brille für 360 Euro haben und teure Markenkleidung tragen? Sie sehen doch, daß die Familie einen solchen Schaden nicht bezahlen kann. Die Familie hat nicht viel Geld, der Junge hat ADHS und war medikamentös nicht nicht eingestellt und unterversorgt, da ist er halt sehr aggressiv."


    Ich dachte echt ich steh im Wald :eek:.


    Als ich mich dann erdreistet habe zu sagen: "Achso, mein Kind muß als Sandsack herhalten, weil andere Eltern irgendwelche Medikationen nicht auf die Reihe bekommen? Scheinbar haben die Eltern aber Geld genug sich selbst und ihrem Sohn die Haare zu färben und ihn in Kampfsportschulen zum Unterricht zu schicken. Sorry, aber mein Mitleid ist da sehr begrenzt.
    Aufgrund Ihrer laschen Vorgehensweise und Nicht-Unterstützung haben wir das Schulamt informiert und die Sachlage geschildert. Man war über Ihr Nicht-Handeln sehr schockiert, zumal dieser Junge wohl schon mehrfach der Grund für Konferenzen gewesen ist."


    2 Wochen später hatten wir unser Geld für den entstandenen Schaden auf dem Konto, die Rektorin hat sich schriftlich bei uns entschuldigt und der Junge mußte selbiges vor der Klasse und unserem Sohn tun.
    Tja, noch Fragen? Da hat es einen Fahrplan seitens des Schulamtes gegeben. Daß mich die Rektorin bei privaten Kontakten bis heute noch nicht grüßt kann ich dabei sehr gut verschmerzen. :evil:

  • Ich denke, man sollte das jetzt auch nicht gleich überdramatisieren. Als ich in dem Alter war (ein bisschen älter) passierte das auch. Eigentlich exakt gleiche Situation, bloß, dass es drei waren. Ein "Anführer" und zwei Mitläufer.


    Meine Mutter (übrigens ebenfalls rundlich) meinte damals eigentlich nur dazu, dass ich mich nicht darüber aufregen solle, dass man mir etwas sagt, das ich eigentlich sowieso weiß (dass ich dick bin). Sie meinte, dass ich den Jungs eben ganz vernünftig und unaufgeregt sagen solle, dass ich weiß, dass ich mollig bin, aber eben gerne esse (Ich war und bin ebenfalls eine Naschkatze und Naschkatze und schlank sein geht eben nur bei den wenigsten Menschen zusammen.) und sie eben fragen solle, was sie daran eigentlich so sehr störe, ihnen zuhören und mich für ihre Antworten bedanken.


    Darauf hatten sie natürlich erwartungsgemäß keine vernünftigen Antworten, sondern nur ein paar blöde Sprüche und dann gab sich das bald auch wieder. (Auch, damit, dass ich Asiatin bin wurde ich als Kind schon mal aufgezogen, wogegen ich ja nun rein überhaupt nichts machen konnte.)


    Der Nachbarsjunge, der mit mir in die gleiche Klasse ging (ziemlich sportlich, blond, groß und schlank, also das genaue Gegenteil von mir) hat mich mit meiner Rundlichkeit eigentlich regelmäßig bis zum Abitur aufgezogen und wir sind trotzdem meist den Weg zur Schule zusammen gegangen.


    Keine Ahnung, der brauchte solche Neckereien wahrscheinlich einfach irgendwie, ich habe ihn dafür dann halt mit anderen Sachen etwas gefoppt. Ich denke, er stand wahrscheinlich sogar ein bisschen dauf mich. Er drückte mich nämlich auch ganz gerne mal, oder streichelte mich, nicht intim aber... Naja, eher später natürlich...


    Ich denke, man muss halt damit leben, dass es Menschen gibt, die entweder gerne frotzeln, dämliche Fragen stellen oder auch richtige Arschlöcher sind. Man kann sich ja zur Not dagegen wehren, wenn es extreme Formen annimmt. Nur wenn man sich über jede Kleinigkeit aufregt, dann ärgert man sich nicht nur ständig, sondern ist manauch quasi das perfekte Opfer. Leute, die dagegen über sich selbst lachen und Witze machen können, die haben selten ein wirkliches Problem damit.


    So blöd das klingt, aber manche Leute sind auch einfach irgendwie neidisch. Ich habe mir beispielsweise mal ein zweites Stück Kuchen genommen und wurde darauf hin von einer "lieben" Mitmenschin so richtig angegiftet. Wahrscheinlich hätte sie am liebsten insgeheim das Gleiche getan und dachte, wenn sie (normalgewichtig) schon dauernd auf Diät ist, dann habe ich als Dicke das ja erst recht zu sein.

  • @ Alexandra: Es gibt auch Mobbingerfahrungen, die nicht so harmlos wie deine Aussehen. Da kannst du auch (und ich übertreibe absichtlich) behaupen, dass jemand nur ein bisschen vergewaltigt worden ist und sich mal nicht so anstelllen soll.


    Für mich war meine Mobbingerfahrung erschütternd und hat mein Leben nachhaltig beeinflusst. Ich finde du romantisierst echtes Mobbing mit deiner Geschichte etwas.


    Außerdem: Für dich mag es ja ok sein als Naschkatze da zustehen. Ich will aber mein Dicksein und den vermeintlichen Grund nicht thematisieren. Ich will weder eine allgemeine Erklärung anbringen müssen ("man isst halt mehr als dicker Mensch") oder eine Ausrede ("ich nasche gern") finden.

  • Stehe nicht als eine da, sondern ich bin einfach "verfressen", egal ob im Winter einen Lebkuchen zwischendurch, im Sommer ein Stück Pizza an einem Stand oder auch Kaffeestückchen, gerne auch ein Tütchen Chips und ich trinke auch praktisch immer Saft oder Limonade und nicht Wasser und oft Kakao statt Kaffee, auf Kuchen bin ich auch ganz heiß und ich bin dazu relativ klein. Selbst, dass ich als Asiatin von Milch Bauchschmerzen bekomme (Laktoseintoleranz), hat mich noch nie davon abgehalten wenigstens ab und zu etwas Milch zu trinken, da ich sie mag.


    Punkt - an meiner Naschhaftigkeit ist schlicht nichts zu rütteln oder zu leugnen. Was ich jetzt natürlich nicht so verallgemeinern möchte, das ist mein persönlicher Grund. Wenigstens steht es mir, finde ich jedenfalls, ganz gut beleibt zu sein.


    Wenn ich sagen würde, dass ich nicht "verfressen" bin, würde ich haargenau dem Klischee von der Dicken entsprechen, die, während sie hastig Sahnetorte verzehrt erklärt, dass sie essen kann, was sie will, aber einfach nicht abnimmt.


    Aber auch wenn es nicht so gewesen wäre, hätte ich mit den Buben ja mal das Gespräch suchen können, denn auch Deine Mobber werden dafür auch keine vernünftigen Gründe gehabt haben, außer, dass sie ein Opfer suchten und ihnen die Empathie für Dein Leiden darunter fehlte. Die wissen eben, dass sie bestimmten Leuten auf der Beziehungsebene gewaltig zusetzen können.


    Ansonsten gab es an meiner Schule auch Kinder die richtig gemobbt wurden, wobei ich mir ziemlich sicher bin, dass ich das auch hätte "schaffen" können, wenn ich anders drauf gewesen wäre, bzw. den Background von zuhause mitgeliefert bekommen hätte.


    Nimm einfach mal an, ich hätte da angefangen zu weinen oder rumzuschreien, hätte um mich geschlagen, oder denen die Lehrer auf den Hals gehetzt, mit darauf folgendem Tadel und meine Mutter hätte bei den Eltern vielleicht noch Rabatz gemacht, so daß die Stubenarrest bekommen hätten oder aber vielleicht gar bestätigt worden wären (solche Mentatlität kommt ja zuweilen nicht von ungefähr).


    Dann wäre ich wahrscheinlich anschließend die Außenseiterin in der Klasse gewesen und vielleicht nie wieder rausgekommen und nacher im Leben vielleicht sogar gescheitert o.ä. So habe ich es halt mit Humor genommen und auch mal ausgeteilt - aber ich weiß, dass das nicht zuletzt auch eine Persönlichkeitsfrage ist.


    Es gibt eben Menschen, die sind verletzlicher als andere und umgekehrt.

  • Stehe nicht als eine da, sondern ich bin einfach "verfressen", egal ob im Winter einen Lebkuchen zwischendurch, im Sommer ein Stück Pizza an einem Stand oder auch Kaffeestückchen, gerne auch ein Tütchen Chips und ich trinke auch praktisch immer Saft oder Limonade und nicht Wasser und oft Kakao statt Kaffee, auf Kuchen bin ich auch ganz heiß und ich bin dazu relativ klein.


    Na, wenn du dich schon selber so abwertend beschreibst. Ich tue das nicht, weil ich nicht so gesehen werden möchte. Und kokett ist es auch nicht.


    Aber auch wenn es nicht so gewesen wäre, hätte ich mit den Buben ja mal das Gespräch suchen können, denn auch Deine Mobber werden dafür auch keine vernünftigen Gründe gehabt haben, außer, dass sie ein Opfer suchten und ihnen die Empathie für Dein Leiden darunter fehlte. Die wissen eben, dass sie bestimmten Leuten auf der Beziehungsebene gewaltig zusetzen können.


    Je nach Alter wissen Kinder gar nichts. Sie ahmen Erwachsene nach oder sie wollen Aufmerksamkeit. Das hat mit Vernunft nichts zu tun. Man nimmt einfach jemanden, der aus der Reihe tanzt und schon hat man ein Opfer. Daher müssen Eltern einschreiten. Dass es dann nicht aus der Welt verschwindet ist natürlich leider auch so.


    Wie gesagt, es gibt da eine persönliche Grenze, die mit Humor nichts mehr zu tun hat. Leider können Kinder das nicht so leicht artikulieren und es liegt an den Eltern die Kinder zu stärken oder eben einzuschreiten, wenn man merkt das nimmt Überhand.

  • Kann es sein, dass Du einfach etwas sehr empfindlich über die Jahre geworden bist. (Nicht böse gemeint, einfach nur im Vergleich zu anderen Menschen?) Was ist daran denn schlimm, wenn ich meine Naschaftigkeit mit etwas Selbstironie nehme!? Dass ich ständig am Futtern bin ist doch jetzt wirklich nicht schlimm und "verfressen" finde ich jetzt auch kein wirklich schlimmes Wort.


    Ick bin Brandenburjerin und wir ham eene jroße Schnauze von Jeburt an, ooch wenn ick jar nisch so ausseh wie eene aus der Mark.;) (Sorry, bin Städterin und mir fehlen die urmärkischen Eltern, das ist jetzt etwas improvisiert, wenn es nicht ganz korrekt sein sollte.)


    Zitat

    Je nach Alter wissen Kinder gar nichts. Sie ahmen Erwachsene nach oder sie wollen Aufmerksamkeit. Das hat mit Vernunft nichts zu tun. Man nimmt einfach jemanden, der aus der Reihe tanzt und schon hat man ein Opfer. Daher müssen Eltern einschreiten. Dass es dann nicht aus der Welt verschwindet ist natürlich leider auch so.


    Wie gesagt, es gibt da eine persönliche Grenze, die mit Humor nichts mehr zu tun hat. Leider können Kinder das nicht so leicht artikulieren und es liegt an den Eltern die Kinder zu stärken oder eben einzuschreiten, wenn man merkt das nimmt Überhand.

    Nun, ich denke, man sollte Kinder da einfach in ihrer Persönlichkeit stärken und sie nicht noch in ihren unreifen Denkweisen bestärken - was viele Eltern ungewollt aber tun. Auch sollte man sie von diesen unreifen Denkweisen möglichst rasch befreien, indem man sich mit ihnen intellektuell auseinandersetzt. (Kleine Kinder sind da oft erstaunlich aufgeschlossen.) Machen aber viele Eltern eben nicht, weil sie selbst nicht drüber stehen können oder warum auch immer.


    So ein Musterbeispiel wäre ein Jugendlicher in meiner Umgebung, der von seinem Vater aufgestachelt wurde, sich mit einem Kontrahenten zu kloppen, um nicht als Feigling dazustehen. Endete dann mit gebrochener Nase...

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