ARD Gott und die Welt - Essen als Sucht

  • http://www.ardmediathek.de/das…macht?documentId=11450078

    Hat jemand zufällig diesen Beitrag gesehen?

    Ich fand die Berichterstattung mal wieder typisch. Die "armen" Dicken, die ja an ihrem Zustand selber Schuld sind und wo nur noch eine AC hilft, damit sie endlich zu glücklichen Menschen werden können.

    Die beiden vorgestellten Personen brachten alle Klischees (sie: "Ja, ich bin ja jetzt über 40 und wer weiß, ob ich nicht schon in den nächsten 10 Jahren einen Herzinfarkt oder Schlaganfall kriege"), die die Ärzte auch immer so gerne als Argument für eine AC bringen.

    Die Ärztin, die beide operiert hat, war als Spezialistin für diese Art der OP ausgewiesen und machte noch mal deutlich, wie stolz es sie macht, die beiden zu besseren, gesünderen Menschen zu machen. Es wurde lediglich erwähnt, daß beide ihr Leben radikal ändern müssen, um nicht an Nebenwirkungen zu leiden, platzende OP-Nähte am Magenbypass in einem Nebensatz erwähnt.

    Ich fand, es war keine objektive Darstellung, sondern nur mal wieder eine Werbung für AC.

  • hi,


    ich habe die doku gestern gesehen.
    am anfang dachte ich: mensch, die erzählen mein leben!
    wie man sein ganzes geld in essen investiert um seine heimlichen fressattacken zu stillen. wie sehr man bei allem überlegt: kann ich das noch machen (passe ich noch in den sitz?...)


    der anfang beschrieb mein leben auf den punkt genau.


    schade dass dann die lösung nur mit ac propagiert wurde. das hat die ganze doku absolut kaputt gemacht und mir jede illusion und hoffnung auf eine andere lösung zerstörrt. ich will nicht glauben dass das das einzig richtige, nachhaltige und sinnvolle ende sein kann.


    tanja

  • Ich habe sie auch gesehen ,fand sie recht sensibel und realistisch -
    allerdings wirklich schade dass eine Magen-OP als einzige
    Lösung dargestellt wurde ...,der Mann aus dem Bericht war doch
    schon auf einem super Weg und hatte sein Leben verändert ,
    warum dieses Risiko eingehen mit einer OP und nicht mit
    Sport und Therapie weiter machen -er hatte schon sehr viel damit
    abgenommen !!!
    Ich halte diese Verkleinerung des Magens für eine sehr unnatürliche
    Sache und da man sowieso die Ernährung umstellen muss ,
    wieso dann dieser Schritt !!!???


    neustart

  • Hallo,

    ich schließe mich Tanja und neustart an - Anfangs war diese Reportage wirklich toll ! Es hat soviel auch auf mich zugetroffen, und dass der Mann schon vorher extrem viel abgenommen hat (mit Therapie, Ernährungsumstellung und Sport fast 1 Jahr) und dann noch eine AC macht, fand ich irgendwie unverständlich. Aber letztendlich seine Entscheidung.

    Trotzdem fand ich die Sendung (bis zur AC) sehr sensibel dokumentiert. Keine Hetze gegen Dicke, kein Aufkommen von Klischees.

    Caro

  • was ist an AC so schlimm? Anscheinend schaffen es ja viele nie und haben ihr ganzes Leben massives Übergewicht. Wenn man es nachdem man alles andre probiert auf diese Weise schaffen kann ist es doch schön dass manche dadurch wieder mehr Lebensqualität gewinnen. (was nicht heißt dass Übergewichtige diese nicht haben - sie sind aber eben oft eingeschränkter.) :)

  • Als ACler bist du aber erst recht eingeschränkt. Hast du dich da mal richtig informiert?
    Du kannst nie wieder normal essen. Wie wird sich das auswirken: im Alter, bei einer Stoffwechselerkrankung, bei einer Schwangerschaft, bei Krebs?
    Du wirst immer irgendwelche Mineralstoffe und Vitamine zuführen müssen, die aber nie so gut resorbiert werden können, wie die vom Körper selbst produzierten. Medikamente die oral genommen werden, wirken gar nicht oder ganz anders. Die Seele wird nicht mitoperiert, die Selbstmordrate bei AC-Operierten ist sehr hoch.
    Was ist, wenn du nach Jahren trotz AC wieder zunimmst? Bist du dann der komplette Versager auf der ganzen Linie? So argumentieren jedenfalls die Operateure und die ihnen untergebenen AC-Foren. Und gerade bei einer Esssucht ist die AC völlig kontraindiziert, denn die Sucht kann man nicht wegoperieren, wenn da operiert wird, finde ich das völlig unverantwortlich. Die AC ist eine große Gelddruckmaschine, die Kassen zahlen es unter bestimmten Voraussetzungen noch. Ausserdem sind die Langzeitwirkungen der AC noch absolut unerforscht, so alt werden die Operierten nicht...
    Der Preis, den ein dicker Mensch da zu zahlen hat, ist sehr hoch. Mir ist er zu hoch.

  • ja hab ich, weil mir sowas bevorsteht ;)


    Es kommt ja auch darauf an welche Operation man machen lässt - ein Schlauchmagen lässt sich durchaus wieder stark weiten.

  • was ist an AC so schlimm? Anscheinend schaffen es ja viele nie und haben ihr ganzes Leben massives Übergewicht. Wenn man es nachdem man alles andre probiert auf diese Weise schaffen kann ist es doch schön dass manche dadurch wieder mehr Lebensqualität gewinnen. (was nicht heißt dass Übergewichtige diese nicht haben - sie sind aber eben oft eingeschränkter.) :)


    *Stirn gegen Wand* Sag ma, hast du nicht die Unmenge an kritischen Beiträgen zur AC zumindest in diesem Forum gelesen? Und vor allem in deinem Thread? Echt traurig, dass ein junges Mädchen, dass bei weitem nicht so übergewichtig ist, sich von diesen Quacksalbern hat propagandieren lassen. Und dass du informiert bist nehm ich dir nicht hab. Hast es ja weder in der Vergangenheit noch heute gezeigt

  • Auch ich hatte die Sendung mit Interesse verfolgt. Hat schließlich auch etwas mit mir zu tun. Gebracht hat es mir aber nix, denn dieses Thema hatte ich schon vorher tausendmal mit Freundinnen durchgekaut.

  • j...


    Es kommt ja auch darauf an welche Operation man machen lässt - ein Schlauchmagen lässt sich durchaus wieder stark weiten.


    Mich zu Valentina stell und gleich *zweimal Stirn an die Wand*.
    Genau so viel Reflektiertheit braucht es um zum Klientel der AC dazu zu gehören. Furchtbar.

  • Also ich habe den Bericht jetzt gesehen, finde ihn überraschend sensibel und respektvoll und sehe da gar nicht so viele Klischees.
    Nur diesen unweigerlichen Weg in die OP finde ich nicht gut.


    Die Geschichte von Olaf finde ich sehr offen und ehrlich erzählt, erschrecke aber wenn ich sehe, dass so jemand scheinbar Kandidat für eine OP ist.


    Sein Leben lang schon Binge Eater, dann ohne OP 90 kg abgenommen.
    Ich verstehe nicht warum da operiert wird. :confused:


    Er sagt, ihm sei bewusst, dass er,würde er wieder in die Sucht fallen er auch an den Essattacken sterben könne (nach der OP).


    Wie will er die Sucht kompensieren? :confused:


    Mir kommen da die Tränen, wenn ich das sehe. Man kann nur hoffen, dass er eine gute therapeutische Begleitung hat.


  • Ich verstehe nicht warum da operiert wird. :confused:


    Weil die AC mehr als alles andere als Züchtigungsinstrument eingesetzt wird. Verhält man sich falsch, folgt die Strafe (bis hin zur Exekution) direkt auf dem Fuße. Es geht doch nichts über die Effizienz einer Therapie, die auf reelen Todesängsten aufbaut, gelle?


    Leider läuft es bei so ziemlich allen "Informierten" genau auf diesen Punkt hinaus, wenn man wirklich hartnäckig nach ihren Argumenten und Beweggründen gräbt. Zumindest bei denen, die zu diesbezüglichen kohärenten Äußerungen imstande sind und nicht sofort plärrend davonrennen, weil allealle "gegen" sie sind. Buhu.


    Wobei auch ich massivst an der Informiertheit eines OP-Willigen zweifel, der/die nichts anderes als "man ... man ... man"-strotzende Allgemeinplätze zu bieten hat. Da hat sich wohl eher jemand mit Terrorszenarien zulabern lassen anstatt Informationen einzufordern, die auf dem tatsächlichen selbstbezogenen Ist-Zustand beruhen.

  • Ich habe mir den Bericht jetzt auch mal angeschaut und ich kann schon nachvollziehen warum dieser Olaf sich für eine OP entschieden hat.
    Aus seiner Sicht jedenfalls. Der versucht mit 40 Jahren sein Leben wieder auf die Reihe zu bekommen und der hat natürlich enorme Angst vor einem Rückfall und versucht dem einen möglichst starken Riegel vorzuschieben. Ob das richtig oder falsch ist, kann ich nicht sagen, aber verstehen kann ich es.


    Ich wußte selbst lange nicht, was Heißhungerattakten sind und was für Ausmaße die annehmen können bis ich das selbst einmal bei einer Bekannten miterlebt habe, die auch diese Binge Eating Essstörung hat. Das hat mich wirklich geschockt das zu sehen, die Menge und wie schnell sie das gegessen hat.
    Ehrlich gesagt ist mir beim zuschauen schon leicht übel geworden.


    Bei mir ist es eher wie bei der Frau in dem Film, ich esse mit Genuß und Entspannung und fühle mich wohl dabei. Leider werde ich halt immer schwerer und bin schon zufrieden wenn mein Gewicht mal eine zeitlang stabil bleibt. Abnehmen schaffe ich nicht. Hat noch nie geklappt, was mal drauf war, ist auch geblieben.
    Auf den OP Tisch lege ich mich trotzdem nicht, dafür fühle ich mich auch viel zu wohl, aber Sorgen machts mir schon.


  • Aus seiner Sicht jedenfalls.


    Irgendwie verstehen kann ich das aus seiner persönlichen Verzweiflung heraus schon. Er glaubt ja sein gesamtes Leben wegen seiner Sucht in den Sand gesetzt zu haben.


    Aber warum Ärzte sowas machen, das verstehe ich nicht.


    Bei einer Sucht ist doch vermutlich immer ein Rückfall drin.
    Und ein Rückfall bedeutet ja nun auch nicht dass man gleich wieder 220 kg wiegt.
    Ich finde es einen Wahnsinn zu sagen: "Jetzt habe ich zwar seit meiner frühesten Jugend an dieser Sucht gelitten, aber ab heute werde ich nie wieder einen Fressanfall haben, einfach deshalb weil ich es nicht darf."


    Ehrlich gesagt glaube ich dass das so einfach nicht funktioniert und dass, wenn es in einer Extremsituation hart auf hart kommt auch die Angst dabei zu sterben den Fressanfall nicht aufhalten kann. Oder dass er früher oder später auf eine andere Sucht ausweicht.


    Wenn ein Kettenraucher sich die Hälfte seiner gesunden Lunge rausnehmen liesse um sich zu zwingen nicht mehr zu rauchen, würde sich doch jeder an den Kopf greifen.

  • Mich zu Valentina stell und gleich *zweimal Stirn an die Wand*.
    Genau so viel Reflektiertheit braucht es um zum Klientel der AC dazu zu gehören. Furchtbar.


    nun werdet mal nicht beleidigend. Ihr wisst nicht wie und wo ich mich informiert habe, wie mein BMI ist noch kennt ihr mich. Ihr habt einfach eine andere Einstellung dazu und deshalb verurteile ich euch doch auch nicht direkt. Es gibt immer zig Studien dafür und dagegen, ich sehe es auch nicht als Wundermittel.

  • Also ich habe, liebe Taka, deinen Beitrag noch gut im Kopf. Deinen BMI kann ich mir schon denken. Daher mein leichtes Entsetzen. Klar kennen wir dich nicht, aber deine früheren und heutigen Aussagen generieren ein gutes Bild, denke ich.


    Wenn ich mich recht entsinne wolltest du dich operieren lassen, weil du Angst hattest in Zukunft starke gesundheitliche Probleme zu haben, obwohl du sie jetzt nicht hast. Korrigier mich bitte, wenn ich falsch liege.


    Das Problem an derlei exemplarischen Aussagen ist, dass jemand (jetzt mal allgemein) ohne Probleme sich ein gesundes Organ entfernten/verändern/whatever machen lässt. Und dass die Folge davon gesundheitliche Probleme sein können.


    Klar sein können...es kann sein, dass du dick bleibst und krank wirst, es kann sein, dass du dünn wirst und krank wirst, es kann sein, dass du dick bleibst und gesund bleibst, dass du dünn wirst und gesund bleibst.. aber das ist bla bla Spekulation.
    Fakt ist das hohe Sterberisiko bei der OP oder nach der OP. Dass jede Menge Einschränkungen auf einen zukommen, dass man wieder zunehmen kann und dass es keine Langzeitwerte gibt. Und sich komplett gesund trotz dieser Risiken dennoch auf den OP-Tisch zu legen ist einfach nur blind.


    Ach aber das wurde ja schon tausendmal durchgekaut....schade ist es trotzdem.

  • was denkst du denn, was mein BMI sagt?


    Natürlich habe ich schon (teils massive) gesundheitliche Probleme, bei meinem Gewicht ist das wohl auch völlig normal.



    Ich möchte mich jetzt auch nicht rechtfertigen was ich alles weiß usw. aber ich kann für mich selbst sagen dass ich mich vielseitig informiert und durchgewühlt habe.
    Nicht umsonst bin ich noch nicht operiert, es hätte ja auch alles viel schneller gehen können. :)

  • Bei der Geschichte von Olaf wurde aber von den Berichterstattern bzw. von der Ärztin aber direkt darauf hingewiesen, daß es hier auch ohne psychologische Hilfe nicht weitergeht.

    Es wurde aber keinesfalls beschrieben, wie langwierig der Weg bis zur OP ist und was dafür alles getan werden mußte.

    Als Nebenwirkungen nur zu sagen, daß eventuell die OP-Nähte platzen könnten (was ich schon persönlich ziemlich Hammer finde), fand ich nicht tiefgreifend genug.

    Ich teile FräuleinWunders Ansicht, was eine OP beim einem Binge-Eater angeht. Er hat doch schon ein Stück des Weges hinter sich und alle bescheinigten ihm starken Willen. Warum muß dann noch geschnibbelt werden? Das löst Olafs Probleme der Sucht doch auch nicht.

    Ich glaube, viele von uns kennen das Gefühl, nicht satt zu sein. Ich bin mit meinem Insulin 7 Jahre lang abends hungrig ins Bett gegangen, obwohl ich den Tag über genug gegessen hatte. Mein Körper sprach halt nicht auf die Insulingabe an und wollte nur noch essen, essen, essen. Ich kann da vieles nachvollziehen. Aber eine OP wäre für mich nicht die Lösung gewesen, aber dazu habe ich ja schon im AC-Thread genug gesagt.

    P.S. eine Frage an die Mods: Wieso sehe ich erst heute, daß hier neue Beiträge zu diesem Thema eingestellt worden sind. Bis auf gestern war ich nach Thread-Eröffnung öfter online ohne die Beiträge sehen zu können.

  • Hm, ich bin etwas zwiegespalten. Mir war aber auch die Proagonistin sehr sympathisch und ich konnte mich auch in ihr ein bisschen wiederfinden.
    Erschreckend find ich, dass ich wohl propagandaempfänglich bin. Oder wie will man das ausdrücken?
    Ich habe kurzzeitig über eine AC nachgedacht. "Mensch, wenns denen jetzt so gut geht.."
    Aber dann kreiste auch das "Heute schafft sie nurnoch 2 Esslöffel Kartoffelbrei":eek: in meinem Kopf herum. Mal ganz abgesehen von den ganzen anderen Risiken.
    Ich würde mal unglaublich gerne jemanden begleiten über mehrere Jahre hinweg, der diese OP hat machen lassen.


    Wie wird sich das auswirken: im Alter, bei einer Stoffwechselerkrankung, bei einer Schwangerschaft, bei Krebs?


    Find ich ne sehr gute und berechtigte Frage. Darüber hab ich mir noch gar keine Gedanken gemacht. Ich mein, wie ist das denn wärend der Schwangerschaft? Weiss jemand, ob man dann anders mit Essen, Mineralien und Co umgehen muss?



    Die Seele wird nicht mitoperiert, die Selbstmordrate bei AC-Operierten ist sehr hoch.


    Öh, gibts dazu nen Beleg?

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