Mein Umgang mit dummen Sprüchen/Beleidigungen

  • Nehmt ihr das eigentlich (noch) ernst, wenn man Euch wegen Eures Gewichts dumm anmacht oder gar beleidigt? Ich finde, es gibt nämlich einen Grund dazu. Mit meinen mehr als reichlichen 220 Kilo auf 1,68 m bekomme ich natürlich öfter was zu hören. Da ich aber im Leben stehe und zum Glück nicht unter Minderwertigkeitskomplexen leide, nehme ich es einfach nicht ernst. Ich persönlich finde solche Menschen nämlich letztlich nur primitive Idioten und gehe auch dementsprechend damit um. Fiktive und reale Beispiele gefällig, bitte?


    1. Wie kann man nur so dick werden? ->Nun Sie sehen doch, daß es geht, ich bin der lebende Beweis. -> Ja, aber wie? ->Gut essen und gut trinken! -> Dummer Blick -> Schmunzelnd: Noch vel mehr als Sie sich überhaupt nur vorstellen können.


    2. Ja schämen Sie sich denn gar nicht, daß Sie so dick sind? ->
    A) Nein, viele Leute Leute sind übergewichtig und ich bin darin richtig gut! Ich glaub' die Mageren sind sogar schon in der Minderheit. Ach, Sie schaffen das auch.
    B) Ja, sehr, ich könnte in Sack und Asche gehen. Ein Glück, daß Sie mir die Augen geöffnet haben, aber ich gelobe Besserung.


    3. Wissen Sie eigentlich, was Sie uns als Krankenversicherte kosten? ->Ja, ich glaub so um die 10.000 Euro im Monat an teuren Spezialmedikamenten und dann noch Ärzte und Taxifahrten. (In Wahrheit zahle ich sogar drauf, da ich gut verdiene und bis auf ein paar Blutdruckmedikamente nichts einnehme; glaubt mir aber sowieso keiner...)


    4. Wie kann man sich so gehen lassen?
    ->Was glauben Sie, was ich alles tun muß, um mein Gewicht auch nur zu halten. Wissen Sie eigentlich wie anstrengend das ist, so viel zu essen?


    5. Wie können Sie eigentlich überhaupt noch laufen?
    ->Keine Ahnung, wundere mich auch jeden Tag drüber, daß ich es noch nicht verlernt habe, aber ich glaube, ich setze einfach das eine Bein vor das andere.


    6. Wenn jemand irgendetwas von den angeblich von mir verursachten Kosten an mich heranträgt, sage ich manchmal ganz mitfühlsam auch, daß ich ja wenigstens die Rente wohl nicht erleben werde. (Der Anblick ist göttlich. Sieht allerdings eher schlecht aus, die Mortalität in meiner ziemlich dicken Familie ist nicht so früh. :D)


    8. Auf die angesichts meiner berufsbedingt eher formellen und meien Größe nicht zu finanzierenden Bekleidung eher abwegigen These, daß ich doch bestimmt eine "faule Hartzerin" sei: A) Ja, schon seit Jahrzehnten. Ach, wie schön, wenn man morgens nicht raus muß. B) Nö, ich bin Beamtin, da kommt es nicht so drauf an. (Ich wußte durch Zufall, daß das ein Beamter war.)


    7. Wo bekommen Sie überhaupt noch was zu Anziehen her?
    ->A) Schneidere ich mir selbst aus Zirkuszelten.
    ->B) Ist alles maßgeschneidert und vom Amt bezahlt, da so dicke Leute wie ich ja als behindert gelten und die Schneiderin bezahlt bekommen.


    9. Provokationen von Heranwachsenden
    -> A) Du glaubst Doch nicht, daß ich Dir jetzt hinterherrenne oder mich auch nur aufrege, dafür bin ich viel zu fett und lieg nacher japsend auf dem Boden. (Dabei fest ins Gesicht sehen und Lachen.) Danach ist fast immer Schluß)
    -> B) Ah, solche Witze waren schon zu meiner Schulzeit modern, ihr werdet aber auch nie klüger. (Sehr locker, natürlich, darf auf keinen Fall nach Mutti oder Oma lingen.)
    ->C) Allgemein krasse Sprüche über sich selbst, die nicht mal dem jugendlichen Schwachhirn einfallen dürften: "Mensch, ich hab schon so verdammte Angst zu platzen! Und Du hast gar kein Mitgefühl."


    10. Die These, wonach ich irgendwie den Ausblick verschandeln würde: Sie Ärmste(r), das tut mir aber leid. Ich weiß natürlich, wie schwierig das ist, bei so einem Brocken wie ich es bin, drumherumzublicken, aber vielleicht könnten Sie es totzdem versuchen (Ganz lieb guck.). Ansonsten könnten Sie mir ja vielleicht eine schriftliche Aufstellung geben, weclhe Orte Sie in den nächsten X Jahren besuchen wollen, dann kann ich die Orte an entsprechenden Tagen meiden.


    In der Firma (bin vorgesetzt tätig): "Was die fette Sau wieder von uns will?" -> Vorsicht, die fette Sau steht hinter ihnen, Sie haben richtig Glück mit dieser fetten Sau, daß sie nicht nachtragend ist. (Für mich gehört dann zur Souveränität irgendwie auch, keine Abmahnungen oder Herauswürfe anzustrengen.)


    Würde das eine Vorgesetzte/ein Vorgesetzter gesagt haben, würde ich wohl "Ach ich bin doch auch nur ein Mensch wie Sie" antworten.)


    11. Auf penetrantes Angeglotzwerden: -> Gell bei mir gibt es was zu sehen!? (Früher mußte man für sowas Eintritt bezahlten, heute gratis.)


    Ich weiß zwar, daß ich damit eigentlich Vorurteile bediene, aber ich bin ein humorvoller Mensch und richtig schlecht darin, mich aufzuregen oder jemanden zu tadeln, da wirke ich dann auch schnell lächerlich. Da fast alle Leute von dieser Sorte dann dumm glotzen und viele sich sogar richtig aufregen und die Primitivsten dann dann sogar in Asivokabular abrutschen, habe ich sogar noch Spaß dran.


    Die wenigen, die eigentlich nicht blöd sind, merken dann schon mal, wie stoffelig sie sich gerade verhalten haben. Okay, einen totalen Idioten, der mich über eine längere Zeit im Zug ausgequetscht und meine Antworten vermutlich wirklich geglaubt hat, hatte ich auch schon mal.


    Ausnahme von dieser Vorgehensweise sind natürlich berufliche Kontakte für meinen Arbeitgeber mit Betriebsfremden (da fällt mir jetzt auch nichts ein, außer freundlich zu bleiben und das Problem an die Geschäftsführung heranztragen; hatte das Problem mal und hier dann auch geschildert) und eventuell Leute, die gefühlsmäßig ausrasten könnten oder dergleichen.


    Wenn es einfach nur Fragen aus Interesse sind, die irgendwann mal auftauchen, mache ich es natürlich auch nicht oder in einer milderen Form. Das oben gesagte sich ganz klar auf Anmachen von Deppen/Arschlöchern. Wobei meine Beispiele jetzt eher pointiert sind.


    Wie sehen Eure Strategien aus? Wahrscheinlich werden einige das, was ich mache jetzt richtig scheiße finden, aber da es funktioniert und sich einige Arschlöcher richtig aufregen und das wahrscheinlich noch ihrer Frau (oder umgekehrt, sind aber eher Männer) erzählen werden, bleibe ich sehr sehr wahrscheinlich dabei.


    Nachschriftlich sei noch etwas aus der Verwandtschaft geplaudert:


    Mein Vater kann in solchen Fällen richtig grob werden (Ist als Metzgermeister vielleicht auch dafür prädestiniert, Lebewesen auseinanderzunehmen. ;)) Da leckt dann andere seine Wunden - natürlich nur verbal. (Bspl.: Eine leicht gescheiterte Existenz wollte ihm mal dumm kommen, darauf entgegnete er im empörten Brustton der Überzeugung: "Ich mag ja dick, sein aber von einem asozialen Bankrotteur und Quartalsseufer lasse ich mir noch lange nichts sagen, so einer hätte sich vor hundert Jahren erschossen.")


    Vom Urgroßvater überliefert (im III. Reich):


    Der Andere "Guck mal, so eine vollgefressene Dreckssau!
    Urgroßvater nickt bloß und entgegnet lakonisch: Das werde ich dem Reichsmarschall (Hermann Göring) schreiben, was Sie so (oder: über ihn) zu sagen haben.


    Der wurde der Überlieferung daraufhin kreidebleich, war wohl sogar einer aus der Partei, weiß ich aber nicht so genau. Naja, die Zeiten sind zum Glück vorbei.:p

  • Hallo


    alles sehr schlagfertig.


    Komisch, seid ich mein Kopftuch trage. interessiert sich kaum noch jemand für mein Gewicht. Die gleichen Deppen, die früher blöde Sprüche übers Gewicht gemacht haben, lästern jetzt übers Kopftuch. Der Unterschied ist, es macht mir nichts aus, weil ich mich selbst dafür entschieden habe (anders als fürs Übergewicht). - Ist jetzt nicht als Tip gedacht, ist auch nicht jedermanns Sache so ein Kopftuch ;) - nur eine Feststellung, dass man immer wegen irgendetwas angegriffen werden kann.

    Liebe Grüße Mendi


    "Wer eine schöne Stunde verschenkt, weil er an Ärger von gestern denkt oder an Sorgen von morgen, der tut mir leid. Mein Name ist Hase, ich weiß Bescheid." (Bugs Bunny)

  • Eine interessante Überlegung.


    Ich würde jetzt nicht sagen, daß ich mir mein Gewicht (ist ja mehr als das Dreifache des "Normals") freiwillig gewählt hätte, aber ich habe es auch nie so sehr bekämpft oder abgelehnt wie andere - finde mich grundsätzlich auch nicht häßlich, das Gewicht nervt nur halt ab und zu (Brüste sind im Weg, ich passe nicht auf (in) jeden Stuhl, einfach Kleidung kaufen ist nicht, gewisse Dinge sind deutlich anstrengender usw.) Gehörte aber irgendwie immer zu mir, mehr oder weniger dick zu sein, auch da es in der Familie sehr sehr viele Dicke gibt und mein Bürojob macht es auch nicht besser.


    Mein Bruder ist Koch und der wiegt "nur" ca. 160, mein Vater Metzger und der bringt es zur Zeit auf "nur" etwa 170...:D Meine Mutter sagt es nicht, aber ich schätze so 140-150. Aber wir sind auch alle Schlemmer (gefällt mir besser als Veranlagung zur Eßstörung);), die Familie ist voll von Lebensmittelberufen.


    Was jetzt ein Kopftuch angeht, ist das heutzutage in der Regel wohl ein Bekenntnis zu der Zugehörigkeit zu der islamischen Religion. Das ist natürlich ein viel stärkeres Statement als Dick zu sein, was man aus unterschiedlichen Gründen sein kann.


    Was mich angeht, muß niemand gut finden, daß ich so dick bin, oder auch nur in Ordnung finden, aber ich sehe es als mein gutes Recht an, nicht von wildfremden Leuten dumm angemacht zu werden und daraus schöpfe ich mein selbstsicheres Auftreten..


    Ansonsten denke ich auch, daß es den typischen Pöbler gibt, der gerne andere Menschen anmacht und dafür keinen Grund, sondern nur einen Anlaß braucht. Wobei ich natürlich weiß, daß ich auffalle und aus Neugier groß angeguckt werde, gerne auch von kleineren Kindern. Aber das passiert dann normalerweise nicht aus Boswilligkeit.


    Fällt man denn mit einem Kopftuch eigentlich wirklich noch auf, hätte ich jetzt nicht gedacht?


    Wahrlich nicht schlecht... :evil:
    Fazit: Da kann man viel von lernen. :D


    Vielen Dank für das Kompliment. Wenn jemand etwas gebrauchen kann, um so besser. Meine grundsätzliche Devise ist halt zu signalisieren, daß ich eine solche Person nicht für voll nehme. Wenn mir mal nichts Schlagfertiges einfällt, antworte ich meist mit einem lakonischen "Aha, ja ja" oder in der Art und unterstreiche lautmalerisch, daß ich das Gesabbel für zum Gähnen halte, hat fast die gleiche Wirkung.

  • Gefallen mir die Sprüche. Einige sind sogar richtig lustig. Meine Erfahrung ist auch, dass man solchen Sprüche am besten mit Ironie kontert oder mit Ignoranz. Dann lässt man es auch nicht so sehr an sich ran.
    Meistens gehe ich da gar nicht groß darauf ein z.B. neulich trinke ich in meiner Pause aus der Arbeit eine Limo, das sagt so eine Kollegin, eine von denen, die alles besser wissen " Da ist viel Zucker drin, das ist nicht gut ". Ich habe nur geantwortet " Also mir schmeckts ".
    Was soll ich da auch näher darauf eingehen, glaubt die , dass ich nicht weiß, dass da Zucker drin ist ? Steht ja drauf.


    Oder letztes Jahr gab es eine Diskussion im Bekanntenkreis, eigentlich war es schon eher ein Streit, den ich versucht habe zu schlichten. Sagt eine zu mir " Misch Dich da nicht ein, kümmer Dich lieber mal um Dein Gewichtsproblem".
    Da habe ich nur geanwortet " Mein Gewichtsproblem ist jetzt groß genug, das kann sich um sich selber kümmern".
    Das kam mir gerade so spontan in den Sinn, in so einer Situation kann man ja nicht lange nachdenken, aber den Gefallen, dass ich dann beleidigt bin, den tue ich solchen Leuten nicht. Sie hat sich auch später sogar noch entschuldigt, ist alles okay.


    Mir Sprüchen über mein Gewicht bringt mich keiner auf die Palme, übrigens die Frage " Wie kann man nur so dick werden ? die stelle ich mir selbst manchmal, wenn ich vorm Spiegel stehe. ;)

  • Früher in meiner Jugend haben mich Sprüche oder Beleidigungen schon hart getroffen. Auch weil es damals kaum jemanden gab der mal zu mir gehalten hat.. Man kennt das ja, immer schön drauf auf den Außenseiter und bloß nichts dagegen sagen, damit man nicht selbst auch noch was abbekommt. Das hat sich dann erst später auf der Höheren Berufsfachschule geändert. Hier hat man mich so akzeptiert wie ich war. Und da hab ich auch gelernt mit solchen Diffamierungen umzugehen.


    Ich habe mir mittlerweile angewöhnt, solche Sachen zu ignorieren oder wenn es mir zu bunt wird, einen passenden Spruch zurück zu geben. Aber ich kenne auch andere Fälle, die damit überhaupt nicht umgehen können und dadurch auch psychisch krank geworden sind. Unsere Gesellschaft ist einfach nur asozial was den Umgang mit Menschen angeht, die nicht der allgemein akzeptierten Norm entsprechen. Man ist doch kein schlechter Mensch, nur weil man dick ist! Aber das verstehen halt die Meisten nicht oder wollen es nicht verstehen.

  • Ich weiß ja nicht genau wie es kommt, dass euer Umfeld so unverschämt ist, aber mich hat noch nie jemand Fremdes einfach so beleidigt. Zumindest seit der 8. Klasse nicht mehr.


    Selbst wenn das passiert wäre, dann sind selbstverarschende Sprüche nicht mein Stil. Ich würde das einfach ignorieren. Gerne auch mit einem kalten Blick kombiniert. Wenn mich jemand anstarrt, dann gucke ich halt so lange zurück bis derjenige sein Anstarren einstellt. Meistens ist es ja doch unangenehm beim Glotzen erwischt zu werden.


    Ich finde die Sprüche von Rosemarie aber nicht gut. Sie haben vielleicht einen kurzen Effekt als ein Konter, weil man sich nicht beleidigen lässt. Aber am Ende degradiert man sich selber und das finde ich kontraprodukiv.

  • Ich versuche Kommentare oder blöde Sprüche zu ignorieren, weil ich gemerkt habe, dass die Leute dadurch mehr verunsichert sind. Und doch muss ich zugeben, dass ich nicht nur einmal, als ich aus der Situation heraus war, anfing zu weinen. Ich kann nicht verstehen, warum Menschen immer noch verbal draufhauen müssen, wenn sie doch merken, dass der andere schon am Boden liegt?

  • Geweint habe ich auch mal. Da war ich auf dem Gehweg und jemand hat aus einem fahrenden Auto ganz lauft " Fette Sau " gerufen. Das war so brutal und auch so feige,da sind mir die Tränen in die Augen geschossen. Hat mich geschockt, hat sich angefühlt wie ein Attentat von einem Heckenschützen. Habe nicht einmal das Gesicht von diesem Ar... gesehen.


    Ich habe noch so ein paar Sachen erlebt, aber das war schon das Schlimmste. Ich rechne jetzt immer damit, dass sowas passiert, aber ich bin trotzdem gerne unter Menschen. Wenn ich mich zurückziehen und verstecken würde, wäre das eine Katastrophe. Die meisten Menschen sind ja auch freundlich zu mir, fast alle und da gibt es halt diese Ausnahmen. Die kennen mich nicht, aber hassen mich, weil ich dick bin. Die sind doch nicht normal.

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